Selbstfürsorge für Begleiter

Wie du während der Sterbebegleitung auf dich selbst achtest?

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Mara

Sterbe- und Trauerbegleitung

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Die Sterbebegleitung eines geliebten Menschen stellt eine zutiefst emotionale und herausfordernde Erfahrung dar. Während du deinem Angehörigen Trost, Liebe und Unterstützung in seinen letzten Tagen schenkst, ist es ebenso wichtig, auf dich selbst zu achten. Selbstfürsorge ist keineswegs ein Luxus, sondern eine absolute Notwendigkeit, damit du langfristig sowohl für deinen geliebten Menschen als auch für dich selbst sorgen kannst.

In diesem Beitrag erfährst du, wie du während der Sterbebegleitung auf deine eigene Gesundheit und dein Wohlbefinden achtest. Ich gebe dir wertvolle Tipps zur Selbstfürsorge, zur Vermeidung von Erschöpfung und zeige dir, wie du emotional stark bleibst, um sowohl deinem Angehörigen als auch dir selbst gerecht zu werden.

Warum Selbstfürsorge während der Sterbebegleitung so wichtig ist

Die Begleitung eines Sterbenden kann zu einer enormen physischen und emotionalen Belastung führen. Du stehst nicht nur vor der Herausforderung, deinen Angehörigen oder Klienten in seinen letzten Momenten zu begleiten, sondern auch vor eigenen Ängsten, Trauer und emotionaler Erschöpfung. Es ist sehr einfach, sich in der Rolle des „Helfers“ zu verlieren und dabei zu vergessen, auf sich selbst zu achten. Doch ohne Selbstfürsorge kann diese Aufgabe schnell zu einer Belastung werden, die deine Fähigkeit, für deinen Angehörigen da zu sein, erheblich beeinträchtigt.

Selbstfürsorge ist kein Zeichen von Schwäche, sondern eine Voraussetzung dafür, dass du für andere stark und präsent bleiben kannst. Indem du dir bewusst Zeit für dich nimmst und auf deine eigenen Bedürfnisse achtest, kannst du deine Energie und emotionale Balance bewahren und weiterhin in der Lage sein, liebevoll zu begleiten.

Achte auf deine körperlichen Bedürfnisse

Es mag verlockend erscheinen, jede freie Minute damit zu verbringen, deinem Angehörigen zur Seite zu stehen. Doch gerade in einer so intensiven Zeit ist es besonders wichtig, auf deinen Körper zu hören. Dein Körper wird dir Signale senden, wenn er eine Pause braucht. Wenn du diese Zeichen ignorierst, kann es zu Erschöpfung oder sogar zu körperlichen Beschwerden kommen, die deine Fähigkeit, für deinen Angehörigen da zu sein, beeinträchtigen.

  • Regelmäßige Pausen sind unerlässlich: Selbst kurze Pausen von nur fünf Minuten können dir helfen, den Kopf freizubekommen und neue Energie zu tanken.
  • Schlaf und Ruhe: Gerade in der intensiven Zeit der Sterbebegleitung ist ausreichend Schlaf besonders wichtig. Auch wenn du das Gefühl hast, keine Zeit zu haben, solltest du Schlaf und Ruhe Priorität einräumen. Denn nur so kannst du deine Kräfte wieder aufladen.
  • Bewegung und frische Luft: Es kann auch hilfreich sein, täglich an die frische Luft zu gehen oder leichte Bewegungsübungen zu machen. Das hilft nicht nur körperlich, sondern fördert auch das seelische Gleichgewicht. Achte darauf, kleine Spaziergänge in deinen Alltag zu integrieren, um den Kopf zu befreien.

Achte auf deine emotionalen Bedürfnisse

In der Sterbebegleitung wirst du mit einer Vielzahl von Emotionen konfrontiert – nicht nur mit den Gefühlen des Sterbenden, sondern auch mit deinen eigenen. Trauer, Angst, Wut und Hilflosigkeit können sich schnell einstellen. Diese Emotionen sind völlig normal und gehören zu diesem Prozess dazu. Es ist jedoch entscheidend, dir selbst Raum zu geben, auch deine eigenen Gefühle zu verarbeiten und zuzulassen, damit du nicht überlastet wirst.

  • Erkenne deine Gefühle an: Es ist vollkommen in Ordnung, sich überfordert oder traurig zu fühlen. Achte darauf, dass du deine eigenen Emotionen nicht unterdrückst. Gib dir die Erlaubnis, auch schwache oder verletzliche Momente zu haben. Indem du deine Gefühle akzeptierst, kannst du sie besser verarbeiten und damit umgehen.
  • Suche Unterstützung: Du musst diesen Weg nicht alleine gehen. Es ist hilfreich, sich mit jemandem auszutauschen, dem du vertraust. Sprich mit Freunden, Familienmitgliedern oder auch einem Therapeuten. Das Teilen deiner Gedanken und Gefühle kann dir helfen, die emotionale Last besser zu tragen.
  • Schreibe deine Gedanken auf: Das Führen eines Tagebuchs ist eine ausgezeichnete Möglichkeit, deine inneren Konflikte zu ordnen und deine Gefühle zu reflektieren. Schreiben hilft dir, emotionalen Druck abzubauen und Klarheit zu gewinnen.

Setze für dich gesunde Grenzen

Es kann sehr schwer sein, „Nein“ zu sagen, besonders in Zeiten, in denen du das Gefühl hast, ständig gebraucht zu werden. Aber es ist von entscheidender Bedeutung, gesunde Grenzen zu setzen. Nur wenn du deine eigenen Bedürfnisse respektierst, kannst du weiterhin für deinen Angehörigen da sein. Übermäßiger Stress und ununterbrochene Belastung können langfristig dazu führen, dass du erschöpft und weniger einfühlsam wirst.

  • Erkenne, wann du eine Pause brauchst: Es ist wichtig, dass du dir selbst Zeit für Erholung gibst, ohne Schuldgefühle zu haben. Niemand kann unendlich geben, ohne sich selbst zu verlieren. Wenn du merkst, dass du überlastet bist, gönn dir eine Pause und erlaube dir, nicht immer verfügbar sein zu müssen.
  • Delegiere Aufgaben: Wenn es möglich ist, bitte andere Familienmitglieder oder Freunde um Unterstützung. Du musst nicht alles alleine machen. Das Teilen von Aufgaben und Verantwortung kann dir helfen, deine eigenen Kräfte zu schonen.
  • Setze klare Grenzen für deine Zeit und Energie: Wenn du merkst, dass du emotional oder körperlich erschöpft bist, sei ehrlich mit dir selbst und den anderen. Du musst nicht jederzeit verfügbar sein, um die Bedürfnisse des Sterbenden zu erfüllen. Es ist wichtig, dass du dir selbst Raum gibst, um zu regenerieren.

Finde Ausgleich durch positive Aktivitäten

Neben der Begleitung deines Angehörigen ist es wichtig, auch Dinge zu tun, die dir Freude bereiten und dir helfen, deinen Geist zu entspannen. Auch in schwierigen Zeiten ist es möglich, kleine Momente der Erholung zu finden, die dir helfen, den Stress abzubauen.

  • Pflege deine Hobbys: Wenn es dir möglich ist, nimm dir regelmäßig Zeit für Aktivitäten, die dir Freude bereiten, sei es Lesen, Malen oder Musik hören. Diese positiven Ablenkungen helfen dir, deine innere Balance zu bewahren.
  • Verbringe Zeit in der Natur: Ein Spaziergang im Park oder in der Nähe von Natur kann dir helfen, Stress abzubauen und neue Energie zu schöpfen. Die frische Luft und der Kontakt zur Natur wirken beruhigend und regenerierend.
  • Übe Achtsamkeit oder Meditation: Achtsamkeitsübungen und Meditation können dir helfen, deinen Geist zu beruhigen und dich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Schon 10 Minuten täglich können einen großen Unterschied machen, um deine innere Ruhe wiederzufinden.

Hol dir professionelle Unterstützung, wenn nötig

Es ist absolut in Ordnung, bei Bedarf professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ein Therapeut, ein Trauerbegleiter oder ein erfahrener Hospizmitarbeiter kann dir helfen, deine Gefühle zu verarbeiten und mit der emotionalen Belastung besser umzugehen. Du musst nicht alles alleine tragen, und manchmal ist es hilfreich, sich Unterstützung zu holen, um die schwere Last der Begleitung zu teilen.

Fazit: Selbstfürsorge als Teil der Begleitung

Die Sterbebegleitung ist eine der emotional intensivsten und gleichzeitig wertvollsten Aufgaben, die du als Angehöriger oder Ehrenamtlicher übernehmen kannst. Doch es ist entscheidend, dass du auch auf dich selbst achtest. Selbstfürsorge ist keine Schwäche, sondern eine Notwendigkeit, um dir selbst und deinem geliebten Menschen einfühlsam beistehen zu können.

Indem du deine eigenen Bedürfnisse ernst nimmst und auf deine körperliche sowie emotionale Gesundheit achtest, kannst du diese schwierige Zeit mit mehr Stärke, Würde und Liebe durchstehen. Du wirst feststellen, dass du, je besser du auf dich selbst achtest, desto mehr für deinen Angehörigen da sein kannst.

Gib dir die Erlaubnis, auf dich selbst zu achten – für dich und für den, den du begleitest.